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Breathwork in der Traumatherapie: Ein Schlüssel zur Heilung und Integration

Autorenbild: Ina MarinoIna Marino

Viele fragen mich, wie unsere Atmung unser System steuert. Die Frage ist so nicht ganz genau gestellt.

Die Frage lautet: Was ist geschehen, dass du deinen Atem nicht frei fließen lassen kannst?

In der traumasensiblen Körperarbeit/Therapie ist auch dieses an erster Stelle nicht von Interesse, da sanft durch bestimmte Gewahrseins-Momente und durch sanfte Erkundung dem Erlebten und dem Körper die Möglichkeit gegeben wird, sich so auszudrücken, wie es in diesem Moment ist. Durch achtsame Fragen und Beobachten ist es dem Practitioner möglich, einen sanften Raum zu erschaffen, in dem der Körper sich entspannt.


In dieser Entspannung ist die bewusste Atmung wieder möglich. Es kann im Jetzt beobachtet werden, wie sich jeder Atemzug im Körper bewegt und welche Teile wenig Zugang zum eigenen Atem ermöglichen.

Warum das so ist, erklärt sich im folgenden Text:


Atem ist Leben – doch er ist auch ein direkter Zugang zum Nervensystem, zur Psyche und zu tief verwurzelten Traumamustern. In der modernen Traumatherapie spielt Breathwork eine zunehmend wichtige Rolle, da es gezielt auf die physiologischen und emotionalen Auswirkungen von Trauma einwirken kann. Doch was genau geschieht dabei, und wie unterstützt der Atem die Verarbeitung und Integration von Traumata?


Trauma und Atem: Eine unbewusste Verbindung


Trauma hinterlässt nicht nur psychische, sondern auch tiefgreifende körperliche Spuren. Das autonome Nervensystem (ANS) speichert die Überlebensreaktionen, die während eines traumatischen Ereignisses aktiviert wurden:

  • Kampf (Fight): Muskelspannung, Wut, Herzrasen, Adrenalinschübe.

  • Flucht (Flight): Rastlosigkeit, Hyperaktivität, Angst, Ruhelosigkeit.

  • Erstarrung (Freeze): Dissoziation, Taubheit, Energiestagnation, depressive Zustände.

  • Unterwerfung (Fawn): Überanpassung, fehlende Grenzen, Selbstaufgabe.

Diese Überlebensmechanismen bleiben oft über Jahre hinweg unbewusst aktiv. Sie beeinflussen unser Nervensystem und damit auch unser Atemmuster. Viele Menschen mit traumatischen Erfahrungen atmen flach, angespannt oder unregelmäßig, weil ihr Körper in einem chronischen Überlebensmodus verharrt.


Breathwork kann hier gezielt eingreifen, indem es die eingefrorene Energie löst, den Körper neu reguliert und einen Zugang zu verdrängten Emotionen ermöglicht.


Wie Breathwork auf das Nervensystem wirkt


Breathwork beeinflusst das autonome Nervensystem auf mehreren Ebenen:

  1. Aktivierung des Parasympathikus (Vagusnerv-Stimulation):

    • Langsame, bewusste Atmung kann den Vagusnerv stimulieren, der für Entspannung und Regeneration sorgt.

    • Dies hilft, aus dem Kampf- oder Fluchtmodus auszusteigen und ein Gefühl von Sicherheit herzustellen.

    • Stimme und Atmung unterstützt den parasympathischen Zweig und schenkt dem Erleben einen Ausdruck durch Töne.

  2. Regulierung des Sympathikus (Stressverarbeitung):

    • Intensive Atemtechniken wie Holotropes Atmen können angestaute Energie freisetzen. Dazu gehört auch die Phase des Atemanhaltens im Modus der Einatmung, oder im ausgeatmeten Zustandes. Beides setzt im Körper Signale und kann unterschiedliche Muster an die Oberfläche transportieren.

    • Emotionale und körperliche Spannungen, die im Nervensystem „stecken geblieben“ sind, können verarbeitet werden.

  3. Integration von Trauma und Emotionen:

    • Durch bewusste Atmung lassen sich verdrängte Emotionen sanft ins Bewusstsein bringen.

    • Dies geschieht auf einer körperlichen Ebene, ohne dass es notwendig ist, traumatische Erinnerungen kognitiv zu „durcharbeiten“.


Breathwork-Techniken in der Traumatherapie

Je nach Traumahintergrund und persönlicher Disposition können verschiedene Atemtechniken eingesetzt werden:

1. Sanfte, regulierende Atemtechniken (zur Stabilisierung)

Diese Techniken sind besonders wertvoll, wenn Menschen mit Trauma unter Angst, Dissoziation oder Überwältigung leiden. Sie helfen, das Nervensystem zu beruhigen und ein Gefühl von Sicherheit aufzubauen.

  • Kohärente Atmung (6-6-Methode):

    • Atme 6 Sekunden lang ein, 6 Sekunden aus.

    • Fördert Entspannung und Nervensystem-Balance.

  • 4-7-8-Atmung (Beruhigung der Amygdala):

    • Atme 4 Sekunden ein, halte 7 Sekunden, atme 8 Sekunden aus.

    • Reduziert Stresshormone und Angst.

  • Soma-Breathing (Vagusnerv-Stimulation):

    • Rhythmische, sanfte Atmung mit Fokus auf verlängertes Ausatmen.

    • Unterstützt tiefe Regeneration.

2. Dynamische Atemtechniken (zur Verarbeitung von Trauma- Energie)

Manche Traumata manifestieren sich in blockierter oder stagnierender Energie. Hier können aktivere Breathwork-Techniken helfen, angestaute Emotionen freizusetzen.

  • Verbundenes Atmen (Rebirthing, Holotropes Atmen):

    • Intensivierte, kontinuierliche Atmung ohne Pausen.

    • Bringt unterdrückte Emotionen ins Bewusstsein.

    • Kann tiefgehende Befreiungsprozesse auslösen.

  • Tremor-Breathing (Trauma Release durch Zittern):

    • Kombination aus bewusstem Zittern und vertiefter Atmung.

    • Unterstützt die somatische Verarbeitung von Trauma.


Wichtig: Bei tiefsitzendem Trauma sollten intensive Atemtechniken nur unter erfahrener Anleitung angewandt werden.


Warum Breathwork so wirkungsvoll ist

1. Es umgeht den Verstand

Viele Menschen mit Trauma haben eine starke kognitive Abwehr. Gesprächstherapie kann an Grenzen stoßen, weil der Verstand schützt und verdrängt. Breathwork ermöglicht eine Verarbeitung jenseits des Verstandes – auf körperlicher und energetischer Ebene.

2. Es schafft neue neuronale Bahnen

Durch regelmäßige Atempraxis kann das Gehirn lernen, neue Verbindungen zu knüpfen. Der Körper erlebt, dass Sicherheit möglich ist, selbst in herausfordernden Situationen.

3. Es bringt den Körper zurück in seine natürliche Balance

Trauma führt oft zu einer dysregulierten Atmung (flach, hektisch oder unterdrückt). Breathwork hilft, den natürlichen Atemfluss wiederherzustellen und den Körper in einen entspannten Grundzustand zu bringen.


Wie kann ich Breathwork sicher in meine Traumaheilung integrieren?


  1. Beginne mit sanften Atemtechniken.

    • Langsames, bewusstes Atmen gibt deinem Nervensystem Sicherheit.

  2. Höre auf deinen Körper.

    • Wenn du während einer Atemübung Unruhe oder Dissoziation spürst, reduziere das Tempo oder nimm eine Pause.

  3. Arbeite mit einem erfahrenen Begleiter.

    • Besonders intensivere Methoden wie Holotropes Atmen sollten unter professioneller Anleitung praktiziert werden.

  4. Kombiniere Breathwork mit Achtsamkeit.

    • Bewusstes Spüren nach der Atmung hilft, das Erlebte sanft zu integrieren.

    • Raum erschaffen, um das Erlebte zu integrieren und Raum für eine weitere Erkundung schenken.


Fazit: Breathwork als Schlüssel zur Heilung

Breathwork ist eine der kraftvollsten Methoden, um Traumata sanft zu lösen, ohne überwältigt zu werden. Es hilft, den Körper aus alten Überlebensmustern zu befreien, emotionale Blockaden zu lösen und ein tiefes Gewahrsein für den Moment zu entwickeln.

Durch die gezielte Arbeit mit dem Atem kann Heilung nicht nur auf psychischer, sondern auch auf somatischer Ebene geschehen – und das oft jenseits von Worten.

Wie die Trauma-Expertin Dr. Peter Levine sagt:

„Trauma wird nicht durch Worte geheilt, sondern durch die Rückkehr in die Weisheit des Körpers.“

Und genau das ermöglicht uns der bewusste Atem. 🌬️✨


Diese achtsame Feld wirst du in meiner Arbeit finden.

Sei es in der ISP®, in der Esalen®Massage, in der Schoßraumprozessbegleitung®, als auch in der tantrischen Arbeit.


In jedem dieser Sitzungen geht es um dich und deinen Körper und darin befindet sich ein so großer Raum, der befreit werden will.


Alles Liebe


Ina Fabijenna

 
 
 

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